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Nachruf auf Johann Bilstein
Wiederum ist uns ein alter Kämpfer durch den Tod entrissen worden. Genosse
Johann Bilstein
Im Alter von über 60 Jahren, erlitt am 30. Nov. 1922 auf dem Kirchplatz einem
Schlaganfall. Wie weit wir schon in der Sucht nach dem Mammon in unserem lieben
preußisch-deutschen Vaterlande vorgeschritten sind, beweisen uns wieder einmal
die beiden Beamten der hochwohllöblichen republikanischen Polizei. Anstatt den
vom Gehirnschlag betroffenen Menschen auf dem schleunigsten Wege mittels
Sanitätsauto nach Hause oder ins Krankenhaus zu befördern, ladet man den
schwerkranken Menschen auf eine Ziehkarre und befördert ihn wie ein Stück Vieh
nach Hause. Hiernach kann jeder anständige Mensch sich selbst ein Urteil bilden
über den preußisch-deutschen Kulturstaat und seine amtlichen Organe. Da das
Sanitätsauto heute viel Geld kostet, muß man schon nach einem Schieber oder
Wucherer aussehen, dann wird man bei einem Unglücksfall hiermit befördert. Ein
ehrlicher Arbeiter, der, nebenbei gesagt, über 15 Jahre auf seiner letzten
Stelle tätig war, wird, wenn er auf der Straße umfällt, als Mensch nicht
behandelt.
Genosse Bilstein hatte schon als junger Mensch die Staatseinrichtungen hassen
gelernt, deshalb war er auch ein so unermüdlicher Kämpfer in unsern vordersten
Reihen. Daß er für eine gerechte Sache gekämpft hat, wurde ihm noch in seinen
letzten Lebensstunden durch dieses von ihm so gehasste Staatswesen bewiesen.
Wir rufen dir zu, Genosse und Freund.
Auch im Tode noch sind wir mit dir vereint.
Dein Wirken und Schaffen war nicht vergebens.
Wir alle werden Zeit unseres Lebens in deinem Sinne kämpfen bis zum Ziel.
Dann haben wir auch mit dem Tode leichtes Spiel.
Wer, wie du, sich im Leben hat umgeschaut,
dem hats vor keinem Kampf oder dem Tod gegraut.
Leb wohl, Genosse, mit Gruß und Hand,
Wir kämpfen weiter für freies Land.
Deine Kameraden des Bezirks Düsseldorf-Bilk.
Aus: „Die Schöpfung“, Nr. 24 (14.12.1922)
Danksagung
Allen Kameraden und Gesinnungsfreunden meines lieben Mannes meinen
tiefempfundenen Dank für die so herzliche Teilnahme beim Tode meines lieben
unvergesslichen Mannes
Ww. J. Bilstein
Aus: “Die Schöpfung“, Nr. 25 (21.12.1922)
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