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Die FAUD zur Arbeitslosenfrage

Drängt den Parteieinfluß zurück!
 

Zum Arbeitsproblem

Mit der Verschärfung der kapitalistischen Krise treten immer neue Projekte auf, die die Krise mildern sollen. Neben den Arbeitsbeschaffungsprogrammen der verschiedenen politischen und gewerkschaftlichen Richtungen und denen der Länder und Kommunen tauchen neuerdings Bestrebungen auf, die zu einer weiteren Schwächung der Arbeiterklasse führen müssen.

Die FAUD weist darauf hin, daß die Arbeitslosigkeit endgültig nur durch Beseitigung der privatkapitalistischen Gesellschaftsordnung abgeschafft werden kann. Da dies jedoch nur auf dem Wege der sozialen Revolution möglich ist, und die Krise inzwischen immer schwerere Schäden für das Proletariat mit sich bringt, muß die organisierte Arbeiterklasse Wege einschlagen, um weiterem Umsichgreifen der Arbeitslosigkeit Einhalt zu bieten.

Die FAUD sieht in der Einreihung aller Erwerbslosen in den Produktionsprozeß durch Verteilung der vorhandenen Arbeit unter alle Arbeiter oder durch Arbeitsbeschaffung eine der wichtigsten Gegenwartsforderungen der Arbeiterklasse. Sie ist jedoch der Meinung, daß alle Pläne auf Arbeitsbeschaffung oder Planwirtschaft innerhalb der kapitalistischen Gesellschaft, die durch Kreditaufnahme durchgeführt werden sollen, wie der ADGB sie in Vorschlag gebracht hat, die Privilegien der besitzenden Klassen nicht antasten. Wenn schon Mittel für Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen aufgebracht werden sollen, dann muß das auf dem Wege de entschädigungslosen Enteignung der besitzenden Klassen geschehen. Alle Vorschläge, die darauf abzielen, die Kredite für Arbeitsbeschaffung durch den Staat aufzubringen, führen zur Verstärkung der Staatsmacht und nicht zu einer Lösung der sozialen Probleme.

Die FAUD warnt das Proletariat vor Beschreitung dieses Weges und empfiehlt den Arbeiterorganisationen, sich für die örtliche Arbeitsbeschaffung in den stillgelegten Betrieben, bei öffentlichen Arbeiten, bei Siedlungen usw. einzusetzen.

Die FAUD fordert die Arbeiter auf, bei allen Arbeitsbeschaffungsplänen und bei Aufstellung von Vorschlägen für Wirtschaftsplanung darüber zu wachen, daß die reinen Arbeiterforderungen berücksichtigt werden.

Die FAUD verwirft alle Bestrebungen von Arbeiterorganisationen, die Erwerbslosenfürsorge zu monopolisieren, und fordert die Arbeiterklasse auf, alle Versuche zu bekämpfen, die das Ziel verfolgen, die Machtbefugnisse des gewerkschaftlichen Beamtentums zu steigern, weil das eine Brechung des Widerstandswillens der Arbeiter gegen den Kapitalismus zur Folge haben muß.
Arbeitsdienstpflicht

Die FAUD bekämpft mit aller Schärfe die Arbeitsdienstpflicht, die auf eine Militarisierung der Arbeit hinausläuft. Sie richtet ihren Kampf gegen jede Form des Arbeitsdienstes. Sie bekämpft den freiwilligen Arbeitsdienst mit der gleichen Schärfe wie die Arbeitsdienstpflicht.

Sie sieht im freiwilligen Arbeitsdienst den Versuch, die Arbeitsdienstpflicht über den Umweg einzuführen. Sie wendet sich besonders an die arbeitende Jugend und fordert sie auf, den Arbeitsdienst in jeder Form individuell und kollektiv zu verweigern.
Arbeitslosenausschüsse

Die FAUD sieht in den Ausschüssen der Arbeitslosen Organe, die die Verpflichtung haben, die Massen der arbeitslosen Proletarier zusammenzufassen, um ihre Kraft zu konzentrieren. Sie betont aber mit aller Schärfe, daß diese Ausschüsse kein Ersatz für die gewerkschaftliche Organisierung der Arbeiter, die arbeitslos wurden, sind.

Sie sieht in den Arbeitslosenausschüssen Vertrauenskörperschaften, die einen ähnlichen Charakter wie die Betriebsräte und Betriebsvertrauensleute tragen. Aus diesem Grunde müssen diese Ausschüsse ebenso wie die Vertrauenskörperschaften in den Betrieben unter der Kontrolle der Arbeiter und ihrer wirtschaftlichen Organisationen stehen.

Die FAUD wendet sich dabei besonders gegen jene Illusionen, die den Arbeitslosen bezüglich der Durchsetzung ihrer besonderen Forderungen gemacht werden. Sie erklärt, daß es nicht Aufgabe der Arbeitslosenausschüsse ist, mit Palliativen („bemäntelndes“ Mittel, Linderungsmittel; Anm. der Red.) an den fürchterlichen materiellen und seelischen Wirkungen der Arbeitslosigkeit herumzudoktern, sondern Aufgabe der Arbeitslosenausschüsse sein muß, mit den Betriebsarbeitern und ihren Vertrauenskörperschaften und mit den wirtschaftlich-politischen Verbänden des revolutionären Proletariats Maßnahmen zu treffen, die in der Aufnahme breiter Schichten der Arbeitslosen in die Betriebe ihren sicht- und fühlbaren Niederschlag finden müssen.

Die FAUD wendet sich auch gegen alle Bestrebungen, die darauf hinauslaufen, die Arbeitslosenausschüsse zu Vollzugsorganen der Kommunistischen Partei zu machen. Sie erklärt mit aller Eindeutigkeit, daß die Lösung des Arbeitslosenproblems eine Klassenangelegenheit ist, die in unausgesetzter revolutionärer und direkter wirtschaftlicher Aktion von den Arbeitern selber vorgenommen werden muß. Sie sieht in der Zurückdrängung des Parteieinflusses und in seiner völligen Brechung die Voraussetzungen für einen zielbewußten Kampf der Arbeiterklasse gegen die Arbeitslosigkeit als eine der Folgen der kapitalistischen Wirtschaft. Aus diesem Grunde fordert sie ihre Mitgliedschaft auf, den Arbeitslosenausschüssen erhöhte Aufmerksamkeit zuzuwenden und betont, die Notwendigkeit sich an den Arbeitslosenausschüssen zu beteiligen, wo immer eine Beteiligung nur irgend möglich ist. Sie verweist dabei auf die unbedingt notwendige Agitation unter den arbeitslosen Proletariern. Sie sieht eine Erleichterung der syndikalistischen Propaganda, wenn in den Arbeitslosenausschüssen Mitglieder der FAUD tätig sind.

Zugleich ist sie der Ansicht, daß aus diesem arbeitslosen Proletariern heute schon Mitglieder der FAUD zu werben sind. Bei der Agitations- und Werbearbeit ist in starkem Maße von der Literatur und von den von der FAUD herausgegebenen Zeitungen Gebrauch zu machen.

Aus: „Der Syndikalist“, Nr.. 13/1932

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