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Helge
Döhring
Otto Müller
Der Göppinger Otto Müller (geb. am 06.10.1902)
besuchte die Volksschule (heute Hauptschule) und wurde danach zum Mechaniker
ausgebildet. Unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg schloß er sich der
sozialdemokratischen "Sozialistischen Arbeiterjugend" (SAJ) an und wohnte in
direkter Nachbarschaft zum Anarcho-Syndikalisten Karl Dingler in der
Osterbachstrasse. Seine Mitgliedschaft in der FAUD ist ab 1933 belegt. Er wurde
im Jahre 1935 verhaftet. Daraufhin verbrachte er 13 Monate in Haft, u.a. im KL
Welzheim. Er schrieb Gedichte, welche er 1947 unter Zulassung der US-
Militärbehörden mit dem Titel "Hinter Gittern" als Bändchen im
"Kulturaufbau-Verlag" Stuttgart unter Leitung des Anarcho-Syndikalisten Hermann
Zipperlen in einer Auflage von 3.000 Exemplaren herausbringen konnte. Müller war
Mitglied der Göppinger Gruppe der Föderation freiheitlicher Sozialisten (FFS).
Sein Bruder Eugen Müller schrieb ihm folgendes Gedicht:
Dem Politischen
Wenn dich die rohe Staatsgewalt
ergreift und durch die Straßen schleift
und in den Straßen Jung und Alt,
dir Haß und Spott entgegengeift,
und wenn dich Weib und Kinder seh'n
gefesselt zum Gerichtshof gehn;
senk nicht den Blick!
Sei stolz auf deine Missetat,
sei stolz auf deinen Dornengang,
sei stolz auf die gestreute Saat,
die lustig in den Schollen sprang
und keimt und reift zu ihrer Zeit,
die schöne Frucht der Menschlichkeit.
Senk nicht den Blick!
Literatur:
Otto Müller: Hinter Gittern, Stuttgart 1947
Helge Döhring: Aus den Trümmern empor! Anarcho-Syndikalismus in Württemberg 1933
bis 1956, in: Martin Veith: Eine Revolution für die Anarchie, Verlag Edition AV,
Lich 2009, ISBN 978-3-86841-005-1
Helge Döhring: Syndikalismus im "Ländle". Die Freie Arbeiter-Union Deutschlands
(FAUD) in Württemberg 1918 bis 1933, Verlag Edition AV, Lich 2006
Hans Jürgen Degen: Anarchismus in Deutschland 1945-1960. Die Föderation
Freiheitlicher Sozialisten, Ulm 2002
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