„Besinnung und Aufbruch“
Untertitel: Monatsblätter freiheitlicher
Bücherfreunde/Blätter freiheitlicher Bücherfreunde
Herausgeber: Gilde freiheitlicher
Bücherfreunde (GFB)
Erscheinungsort: Berlin
Erscheinungszeitraum: Mai 1929 - Februar
1933
Erscheinungsrhythmus: monatlich, ab März
1931 vierteljährlich
Auflage: 2.000 – 5.000
Seitenzahl: 16
Nachfolger: Die Gilde
Verlag: Gilde freiheitlicher
Bücherfreunde, Willi Jadau
Druck:
1929: Maurer & Dimmick, Köpenicker Strasse
36/38, Berlin
1930: Sackmann & Stohl, Seestrasse 126,
Berlin-Friedrichsfelde
1931: Sackmann & Stohl, Seestrasse 126,
Berlin-Friedrichsfelde
1932: A. Janiszewski GmbH, Elisabethufer 28/29,
Berlin
Georg Eichler, Rungestrasse 18, Berlin
1933: Georg Eichler, Rungestrasse 18, Berlin
Redaktion:
1929: Willi Jadau, Warschauer Strasse 62, Berlin
1930: Willi Jadau, Warschauer Strasse 62, Berlin
1931: Willi Jadau, Neukölln am Wasser 11, Berlin
(ab Oktober 1930)
Helmut Rüdiger, Märkisches Ufer 11, Berlin
1932: Helmut Rüdiger, Berlin
Werner Henneberger, Märkisches Ufer 20, Berlin
1933: Werner Henneberger, Märkisches Ufer 20,
Berlin
Beiträge von: Rudolf Büchner, Erich
Butterlin, Carl Buttke, Erna Donat, Martin Drescher, Will Faber, Israel
Feldgram, Dr. Rudolf Franz, Herbert Fritzsche, Hans Georg Garreis, J. Gaulke,
Hermann Giesau, Alfred Giese, Franz Hammel, Karl Harries, R. Herrmann,
Arthur Hertz, Kurt Huhn, Richard Jatzke, Ernst Kallai, Paul Kretzer, Clara
Kruyskamp, Hermann Lenk, Herbert Lestiboudois, Isaak Lewin, Hans Mann, Erich
Meyer, Fritz Mieze, Hugo Motzer, J. Naldu, Robert Natisch, Ernst Otto,
Robert Radetzky, Robert Reitzel, Nicola Sacco, Iso Schapira, Hans W. Smolik,
Fred Steiner, Margarete Szepansky, Wilhelm Ullmann, Bartolomeo Vanzetti, St.
Ch. Waldecke, Carl Winter, u.a.
Illustrationen von: Hans Bethmann
(Braunschweig), Kh Bodensiek (Köln), Albert Daenens (Brüssel), Karl Dingler
(Göppingen), Friedrich Ege, Herbert Fritsche, Ludwig Göbel (Magdeburg),
Raoul Hausmann, G. Hirschel-Protsch, Alfred Ihlau, A. Kremberg, J. Maeder,
P. Moosdorf (Berlin), Polenz (Leipzig), Wilhelm Schroers (Delmenhorst),
Franz W. Seiwert, Artur Streiter, H. Wiederroth, u.a.
Rubriken: Veranstaltungen der
Ortsgruppen, Buchanzeigen, Mitteilungen der Geschäftsleitung, Mitteilungen
des Verlages, Eingegangene Druckschriften, Kleiner Briefkasten,
Versammlungskalender
Inhalt:
Schriftsteller:
Etta Federn-Kohlhaas: Emma Goldmans
Lebenserinnerungen
Gregor Gog: Tagebuch des verlorenen Sohnes,
Fritz Groß: Einsame/Käsehändler, Kronprinzen,
Maler und Philosophen in Holland/Bakunin/Paasche/Rebellen auf
Panzerkreuzern/Erbschaft/Von Ulfilas bis Gottsched
Helmut Klose: Der Knubben/Nationalismus/Der
andere/Das Hohelied auf die Politik
Erich Mühsam: Kongreß „Das freie
Wort“/Kronstadt-Auszüge aus meinem Festungstagebuch,
Niederschönenfeld/Kriegstagebuch eines Kriegsgegners
Theodor Plievier: Lata-Lata/Skagerrak/Aus meinem
Leben/Wie ich arbeite und woran ich arbeite/Aus dem 1933 erscheinenden
dritten Band meines Romanzyklus
Artur Streiter: Großstadt-Großgartenstadt/Neues
Bauen-neues Wohnen/ Vincent van Gogh, der Maler der Arbeiter und des
proletarischen Lebens
Bruno Vogel: Musik/Nachts im
Nebel/Wochenmarkt/Sylvestererlebnis
Heinrich Wandt: Der Mantel/Die Kaffeemühle/Der
Wahltaler/Onkel Schambes
Gerhard F. Wehle: Zum Problem der Musik
Syndikalisten:
Karl Dingler: Unser Leser hat das Wort!/Ein
Winterabend und das Buch
Fritz Kater: Ein fideles Gefängnis
August Kettenbach: Der alte Judd/Der Tyrann
Fritz Linow: Betrachtungen über das Buch/Du und
dein Freund-das Buch/Die Streiker/Spuk im Bücherschrank
Fritz Oerter: Eine böse Nacht/Drei Erzählungen
aus dem Leben/Bildung
Karl Roche: Eine Ehe
Rudolf Rocker: Dürer/Daumier als
Kämpfer/Architektur und Gesellschaft/Das neuste Nettlau-Buch
Bartolomeo Vanzetti: Geschichte eines
Proletarierlebens
Gerhard Wartenberg („H.W. Gerhard“): Der
nationale Gedanke im Laufe der Zeiten
Desweiteren: Berichte über die Gildenarbeiten
in: Braunschweig, Göppingen und Leipzig
Bericht über die erste Gildenzusammenkunft der
Gildenobleute in Berlin/Juli 1930
Schwerpunktausgaben zu: Emma Goldman
(März 1932), Theodor Plievier (Ende 1932)
Standorte: IISG-Amsterdam, IML-Berlin,
ISB-Bochum, SUUB-Bremen, CIRA-Lausanne, DB-Leipzig, SB-Marburg
Wert für Syndikalismusforschung:
Forschungszweig GFB, Literatur, auch allgemein von großer Bedeutung.
Lokalgeschichte für: Berlin, Braunschweig,
Bremen, Göppingen, Halle, Hannover, Heilbronn, Kassel, Köln-Mülheim,
Leipzig, Magdeburg, Stuttgart, Ulm
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Geschichte: Die erste Ausgabe begrüßte die „Gildenfreunde“ mit den
Worten: „Mit einer neuen Zeitschrift und einer Gilde für freiheitliche
Bücherfreunde treten wir an das proletarische Publikum heran. Was soll diese
Gilde, was soll diese Zeitschrift? Ein Krieg, der für die ganze Menschheit
aller Völker im wahrsten Sinne des Wortes ‚verloren’ ging, liegt 10 Jahre
hinter uns. Die freiheitliche Bewegung aber ist 50 Jahre zurückgeschlagen
worden. Verewigung des Massenelends, nie geahnte Arbeitslosigkeit und
stumpfe Gleichgültigkeit der arbeitenden Schichten kennzeichnen unsere Tage.
Die Not regiert die Stunde. Es scheint wahrlich nicht an der Zeit zu sein,
mit Büchern und Zeitschriften auf den Plan zu treten. Brot fehlt, Zeit ist
nicht da, das ist es, was die Massen brauchen und worum sie kämpfen. Gewiß.
Wie aber kann der Weg zu einer Verbesserung der Verhältnisse und zur
Befreiung der Menschheit beschritten werden, wenn nicht die Sehnsucht und
der eiserne Wille zu sozialer Gerechtigkeit und zum Freiheitskampf in den
dahinvegetierenden unterdrückten Massen lebendig und stark werden? Mehr denn
je gilt es heute, den kommenden Funken der geistigen und der sozialen
Revolution zu heller Flamme anzufachen, und wie könnte das anders geschehen
als dadurch, dass die vorgeschrittene Minderheit der Ausgebeuteten und
Unterdrückten ihre Stimme zu hellem Kampfruf erhebt? Die GFB wirbt mit ihren
Mitteln und zu ihrem Teile zum Kampf um geistige und soziale Umwälzung auf
allen Gebieten unseres Lebens. Die GFB ist kein Unternehmen Einzelner. Sie
wurde geschaffen auf den dringenden Wunsch vieler Freunde im Lande hin, die
es begriffen hatten, dass das den Massen so bitter notwendige geistige Brot
auf dem Wege gegenseitiger Hilfe aller aktiven Bücherfreunde erzeugt und
verbreitet werden muß. Wir Kämpfer für Freiheit und Gleichheit aller
Menschen sind keine ‚Verleger’, die irgendwelches Kapital besitzen und
Bücher auf den Markt werfen, um Profit daraus zu schlagen. Wir alle sind
Besitzlose, und niemand von uns will und soll an der Herausgabe
freiheitlicher Schriften und Bücher Profit machen. Das Werk dient allein der
Verbreitung freiheitlicher Gedanken, der Aufhellung der Köpfe und der
Höherstimmung der Herzen. Die Gilde ist kein Verlag, der beziehungslos
seinem Lesepublikum gegenübersteht und blindlings darauf los produziert,
sondern im Gegenteil ein Stück sozialistischer Gemeinschaft: ein Bund von
Menschen die ihre geringen finanziellen Kräfte durch regelmäßige
Monatsbeiträge zusammenlegen und es so ermögliche, selbst billige und
wertvolle Bücher zu erhalten und solche überall anbieten und verbreiten zu
können.
Das
Programm der GFB geben wir an anderer Stelle dieses Heftes wieder. Wir
wollen für die Ideen des freien Sozialismus nicht nur trocken und
theoretisch werben, sondern mitten ins Leben hinein und auf mannigfaltige
Weise auch durch Erzählungen und Romane aus der Wirklichkeit an Herz und
Hirn auch des einfachsten unter den Lesern greifen und mithelfen, ein
aktives Bewusstsein der Zusammengehörigkeit aller derer zu schaffen, die es
unter den heutigen Zuständen äußerlich und innerlich nicht mehr aushalten
und hin wollen nach einer besseren, freudevolleren Wirklichkeit. Und so
begrüßen wir alle, die mit uns dieses Werk beginnen. So rufen wir sie, in
gemeinsamer Arbeit für den neuen Bund zu werben und die Saat der Freiheit
ausstreuen zu helfen, die im kommenden Menschheitsfrühling herrlich aufgehen
wird, wenn wir unsere Pflicht tun.“
Ab März 1931 konnte die Zeitschrift nur noch vierteljährlich erscheinen, da
die Beteiligung daran zu gering ausfiel, was nicht zuletzt mangelnden
finanziellen Möglichkeiten zuzuschreiben war. Die letzte und wohl auch
interessanteste Ausgabe erfolgte noch im Februar 1933 mit eindrucksvollen
Berichten aus einigen örtlichen Büchergilden, sowie einem Bericht von Erich
Mühsam über eine große antifaschistische Kundgebung in Berlin mit namhaften
Künstlern und einer Delegation der FAUD, welcher er selber angehörte.
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