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„Der Arbeitslose“[1]

 

Parole: Die Befreiung der Arbeiterklasse muss das Werk der Arbeiter selbst sein!

 

Für Klassensolidarität und direkten Kampf gegen die Arbeitslosigkeit über die Köpfe aller Führer hinweg! (1932)

 

Herausgeber: Syndikalistische Arbeiterföderation Dresden (1930)/ Freie Arbeiter-Union Deutschlands (Anarcho-Syndikalisten), angeschlossen an die Internationale Arbeiter-Assoziation

 

1932/33: Freie Arbeiter-Union Deutschlands (Anarcho-Syndikalisten), Angeschlossen an die Internationale Arbeiter-Assoziation

 

Erscheinungsort: Dresden

 

Erscheinungszeitraum: 1. Jg. Nr. 1/April 1930 – 4. Jg. Nr. 5/Mitte März 1933

 

Erscheinungsrhythmus: alle 3-4 Wochen (1930)[2]/ Alle 2 Wochen (1932/33)

 

Auflage: 2.000 (Nr. 1)-3.000 (Nr. 2 - 1930)[3]; ca. 1.000 (März1933)[4]

 

Seitenzahl: 4-6

 

Vorgänger: Existierte neben dem „Syndikalist“[5]

 

Nachfolger: Existierte neben dem „Syndikalist“

 

Verlag:

 

Martin Bergemann, Carolastrasse 1, Dohna

 

1933: Werner Höme, Dresden

 

Druck: Emil Kunath, Bahnhofstrasse 11, Heidenau 1 (1930), A. Janiszewski GmbH, Elisabethufer 29, Berlin

 

1931: Martin Bergemann, Carolastrasse 1, Dohna

 

1933: A. Janiszewski GmbH, Elisabethufer 29, Berlin

 

Redaktion: Oskar Kohl, Kipsdorfer Strasse 157, Dresden (1930); Walter Seibi, Amalienstrasse 12, Dresden (ab Nr. 12, 1931)[6]; Werner Höme, Dresden (1932/33)

 

Kassierer: K. Rimmelspacher, Leuchtturmweg 4, Niedersedlitz[7]

 

Beiträge von: Hans Beckmann, Heinrich Bergmann, Max Hilse, Fritz Linow, Helmut Rüdiger, Augustin Souchy, Gerhard Wartenberg,

 

Inhalt: „SPD toleriert weiter! Was hat die Arbeiterschaft zu tun?“, „Unvereinbare Gegensätze in Genf“, „Die Katastrophe der Arbeitslosigkeit“, „Vorschlag eines Professors zur Milderung der Erwerbslosigkeit“, „Die Reichswehr und die Arbeiterschaft“, „Hungermärsche“, „Die Zukunft der Bergarbeiter“, „Gegen die Arbeitslosigkeit zu kämpfen ist staatsgefährlich!“, „Unter der Führung der KPD – exmittiert!“, „Neuer Weltkrieg im Osten“, „Meineid-Anstifter“, „Erwerbslosenversammlung in Prühlitz am 5. Februar 1932“, „Schmutzige Verleumdungen“, „Direkte Aktion in Niedersedlitz“, „Mieterstreik in Berlin“, „Plivier-Abend in Freital“, „Erich Mühsam verhaftet!“

 

 

 

Geschichte: „Der Arbeitslose“ war vor allem eine Zeitung zum Thema Erwerbslosigkeit, was sowohl am Titel, den Beiträgen als auch an diesem Aufruf der Redaktion deutlich wird: „Wir bitten um Mitarbeit, vor allem Berichte von den Stempelstellen! Sendet Artikel an die Redaktion ein!“[8] Im „Syndikalist“ wurde die Zeitung Anfang 1930 so vorgestellt: „Unsere sächsischen Genossen haben eine Erwerbslosenzeitung, betitelt ‚Der Arbeitslose’, geschaffen, welche jetzt in einer Auflage von 3.000 Stück herausgegeben wird. Die Zeitung ist im syndikalistischen Sinne geschrieben und hat überall, wo sie verkauft wurde, vor den Arbeitsnachweisen und Stempelstellen, gut eingeschlagen. Die gut ausgestattete Zeitung erscheint vorläufig alle drei bis vier Wochen. (…) Durch Mitarbeit aller Gruppen können wir uns somit ein gutes Propagandaorgan unter den Erwerbslosen schaffen. Material und Situationsberichte bitten wir an Gen. Oskar Kohl, Dresden-A- 21, Kipsdorfer Str. 157, zu senden. Bestellungen für die Zeitung an den Verlag: M. Bergemann, Dohna, i. Sa., Carolastr. 1.(…)“[9] In Ludwigshafen wurde die Nummer 6 des zweiten Jahrganges der Zeitung am 23. Januar 1932 beschlagnahmt. Anstoß nahm die Polizei an einem Artikel von Heinrich Bergmann mit dem Titel „Sollen wir gegen die Arbeitslosigkeit kämpfen?“, in welchem die Mittel der Direkten Aktion, der Generalstreik, sowie der Umsturz der bestehenden Staatsform gefordert wurden. Auch die „Ballade von den Arbeitslosen“ gefiel ihnen nicht, besonders die Zeile: „Not lehrt uns marschieren! Wir kämpfen für die ‚Räterepublik.“ Sie erachtete diese Inhalte als strafbar und setzte die Notverordnung um „für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit“. In der Ausgabe 12 vom 05. März 1932 wurde die Verbotsverfügung dokumentiert und nachfolgend kommentiert mit den Worten: „(…) Nur die direkte Aktion des Anarcho-Syndikalismus, der kompromisslose tägliche Klassenkampf, der sich nicht auf den Führerwillen stützt, sondern in der freien Initiative der Massen seinen Ausgang findet, ist geeignet, die Fundamente des Kapitalismus zu lockern und einen Schritt näher zur Freiheit zu kommen. Erst wenn die Arbeiterklasse begreift, dass sie als Masse der Produzenten im sozialrevolutionären Kampf ihre Macht einzusetzen hat, wird sie sich unüberwindlich und siegreich machen. Die Organisation in Ludwigshafen wird den Weg, den sie einmal beschritten hat, weiter schreiten und trotz aller Verbote und anderen Polizeischikanen (Haussuchungen, Leibesvisitationen unserer Genossen nach Waffen), keinen Finger breit weichen. Der nächste Schritt wird die Bildung einer wirklichen Einheitsfront der Arbeiterschaft in Ludwigshafen gegen Reaktion und Faschismus sein.“[10] Ein weiteres Notverordnungs-Verbot („Bekämpfung politischer Ausschreitungen“), beanstandete noch im selben Jahr eine Ausgabe im Mai. Ersatzweise trotzte „Der Syndikalist“: „Alle Verbote und Zwangsmaßnahmen der Papen-Regierung (…) würden die hungernden erwerbslosen Massen weder sättigen noch ‚beruhigen’ können; unter dem Druck der Verhältnisse und angesichts des immer offensichtlicher zutage tretenden Versagens der Zentralgewerkschaften des vollkommenen Bankrotts der Parteipolitik werden die Arbeitslosen mit stets wachsender Wucht auf die Taktik der direkten Aktion hingestoßen! Und wenn ‚Der Arbeitslose’ für ewig verboten wird!“[11] Doch wurde das Verbot der Zeitung bereits am 14. Juni 1932 wieder aufgehoben, und der „Syndikalist“ frohlockte: „Alle Mann auf Deck zur Kolportage, auf den Arbeitsämtern! (…) An die Arbeit, Genossen!“[12] Rudolf Rocker resümierte in seinen Memoiren: „Jedesmal, wenn der Syndikalist von der Regierung eine zeitlang verboten wurde, was unter der Republik oppositionellen Zeitungen häufig passierte, erschien der Arbeitslose sofort in größerem Format, um den Syndikalist zu ersetzen.“[13] Ein besonderes Schmankerl setzten die Kommunisten noch drauf, so hieß es im „Syndikalist“: „Achtung! Betrüger sind am Werke! Der Kopf der Zeitung ‚Der Arbeitslose’ wird von den Syndikalisten gefälscht – Verbrecherische Methoden der syndikalistischen Sektierer. Unter dieser aufhetzenden Überschrift wird in der 2. März-Ausgabe der kommunistischen Zeitung ‚Der Arbeitslose’ gegen uns Stimmung gemacht. Wir haben heute nicht die Absicht, uns mit diesen Schimpfbolden auseinanderzusetzen. Das soll einer späteren Nummer vorbehalten bleiben. Der Kern ihrer Anschuldigungen besagt indes mehr oder weniger, als dass wir ihren Kopf (gemeint ist natürlich der Zeitungskopf!) für unsere Zeitung verwenden würden. Sie drohen mit einer gerichtlichen Verfügung, die es uns untersagen soll, unsere Zeitung weiter unter dem bisherigen Titel herauszugeben. Dazu stellen wir zunächst nur folgendes fest: Die Zeitung ‚Der Arbeitslose’ wurde erstmalig von uns am 1. April 1930 herausgegeben. Sie erscheint nunmehr also 2 Jahre. Damals hieß die kommunistische Zeitung noch ‚Sächsische Erwerbslosen-Zeitung’. Mitte April 1930 verschickte die Bezirksleitung der KPD eine Einladung, in welcher u.a. gesagt wurde: ‚In den letzten Tagen sehen wir ein besonders aktives Auftreten der Syndikalisten durch den Vertrieb einer neu erschienenen Erwerbslosen-Zeitung. An dieser Aktivität müssten sich unsere Genossen ein Beispiel nehmen.’ Also die KPD hat im April 1930 schon Kenntnis gehabt von dem Erscheinen unserer Zeitung. Aber wir haben weitere Beweise von ihrer Verlogenheit. Die ‚Sächsische Erwerbslosen-Zeitung’, Nr. 11 des Jahres 1930 befaßt sich mit einem Artikel, der in unserer Zeitung ‚Der Arbeitslose’ veröffentlicht war. Heute stellen sie nun endlich fest, dass wir fälschen, obwohl sie schon 1930 unsere Zeitung abfällig beurteilten. Dies sind die Tatsachen zu diesen Anschuldigungen. Wir überlassen es den Erwerbslosen, festzustellen, wer nun eigentlich der Fälscher ist. Den kommunistischen Strategen aber überlassen wir es, zum bürgerlichen Kadi zu rennen. Unsere Beweise sind so stark, dass wir mit größter Seelenruhe auf das von den Kommunisten arrangierte Eingreifen des Staates warten. ‚Der Arbeitslose’ Verlag und Redaktion“[14]

Standorte: IISG-Amsterdam,  IML-Berlin, ISB-Bochum, CIRA-Lausanne, SML-Leipzig

Wert für Syndikalismusforschung: Fast so wertvoll wie der „Syndikalist“. Wichtige Quelle!


 


[1] Vgl.: BA, ZD 3949 und „Der Syndikalist“, Nr. 15/1930.

[2] „Der Syndikalist“, Nr. 18/1930.

[3] „Der Syndikalist“, Nr. 18 und 23/1930.

[4] Vgl.: BA, R 58/764.

[5] Bei Eberlein wird irrtümlich die kommunistische „Sächsische Erwerbslosenzeitung“ angegeben, vgl. Text zur Geschichte unten.

[6] „Der Syndikalist“, Nr. 5/1931.

[7] Vgl.: „Der Syndikalist“, Nr. 33/1931.

[8] „Der Arbeitslose“, Nr. 6/1932.

[9] „Der Syndikalist“, Nr. 18/1930.

[10] „Der Arbeitslose“, Nr. 12/März 1932.

[11] „Der Syndikalist“, Nr. 24/1932.

[12] „Der Syndikalist“, Nr. 27/09. Juli 1932.

[13] Rudolf Rocker: Aus dem Memoiren eines deutschen Anarchisten, S. 302.

[14] „Der Syndikalist“, Nr. 13/1932. Siehe auch die Ausgabe Nr. 17/1932.

 

Aus: Helge Döhring: Die Presse der syndikalistischen Arbeiterbewegung in Deutschland 1918 bis 1933, Edition Syfo No.1 (2010), 2. Auflage 2012

   

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