„Der Sprecher“
Untertitel: Bulletin für die
Provinzial-Arbeiter-Börse „Nordwest“ der Freien Arbeiter-Union Deutschlands
(Anarcho-Syndikalisten)
Herausgeber: Provinzial-Arbeiter-Börse
Nordwest der Freien Arbeiter-Union Deutschlands (Anarcho-Syndikalisten), Max
Hilse
Erscheinungsort: Bremen
Erscheinungszeitraum: 1928 - 1929
Erscheinungsrhythmus: monatlich
Auflage: 500 („Antikriegsnummer“ 1929:
3.000)
Seitenzahl: 4
Nachfolger: De Macker
Verlag: PAB- Nordwest
Druck: Hans Fricke, Paulstrasse 11,
Hannover (1928), Hans Fricke, Kreuzstrasse 9, Hannover (1929)
Redaktion: Max Hilse, Schillerstraße 62,
Wesermünde (1928), Max Hilse, Buddestrasse 14/Schulze-Delitzschstrasse 28,
Bremen (1929)
Beiträge von: Max Hilse, Bernhard Koch
(Bremen), Karl Marquardt (Wesermünde), Otto Stephan (Neumünster), Ernst
Rachow (Hamburg)
Rubriken: „Ortsgruppen-Veranstaltungen“,
„Mitteilungen“
Inhalt: Der „Sprecher“ beinhaltet Artikel
zur allgemeinen politischen Lage und zu Betriebskämpfen. Treffpunkte und
Veranstaltungen der einzelnen Ortsvereine, Solidaritätsaufrufe, Werbung für
den „Syndikalist“ und die Gilde freiheitlicher Bücherfreunde wurden
abgedruckt. Hier stehen Namen und Adressen drin von Aktiven aus den
Regionen: Bremen, Bremerhaven, Delmenhorst, Hamburg, Lübeck, Neumünster,
Schwerin, Wesermünde, Wismar. Kapitelüberschriften lauteten: „Wann ist der
Arbeiter gesetzlich eingestellt?“, „Der Schiedsspruch in der
Werftindustrie“, „Revolutionäre Gedenktage im November“, „Der neue Kurs der
FAUD“, „Aufbau durch Kultur- und Bildungsarbeit“, „Textilarbeiter, zieht den
Riemen enger!“, „Staat und Kapitalismus. Die Monopole als Betrüger!“, „Alf,
das erste Gildenbuch“, „Kommunistische Gewerkschaftsspielerei und
Blutvergießen“, „Proletariat und Erwerbslosigkeit“, „Drohende Kriegsgefahr“
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Geschichte:
Der Drucker des „Sprecher“, Hans Fricke, war
1926 in Hannover als Syndikalist bekannt. Von Max Hilse waren an der
Dienststelle Pflichtexemplare abzugeben. 1930 gibt Hilse bekannt, der
„Sprecher“ würde nicht mehr in Bremen herausgegeben, und sei deshalb nicht
mehr als Pflichtexemplar an die hiesige Polizei abzuliefern. Weitere Angaben
aus dem Staatsarchiv Bremen lauteten:
„Der Sprecher“, 1929 hergestellt in Hannover, Verteiler Fr[iedrich]
Mesecke,
[Richard]
Schnause
und Hilse, Hilse, Geboren am 12.11.1900 in Meißen verheiratet mit Sophie
Hilse, geb. Haupt, wohnte bis 07.04.1924 in Wesermünde und zog dann nach
Bremen, Buddestrasse 14. Arbeitete in Bremerhaven mit August Steinhoff
(Geesthelle Nr. 41, geb. am 12.11.1885 zu Vernawalshausen Kr. Hofgeismar)
zusammen. Keine Vorstrafen.“ Aufgaben, Schwierigkeiten und Entwicklung des
„Sprecher“ lassen sich aus den Protokollen der FAUD-Konferenzen für
Nord-Westdeutschland ersehen, welche schließlich auch das Ende des
„Sprecher“ aussprachen: Noch im März 1929 wurde im „Syndikalist“ folgender
Aufruf zur Mitarbeit erlassen: „Unser Mitteilungsblatt, der ‚Sprecher’,
braucht Mitarbeiter, damit es aktueller wirkt. [Max] Hilse appelliert an
alle Gruppen, an der Ausgestaltung des Mitteilungsblattes zu helfen durch
kurze, treffende Artikel über Vorgänge aus Betrieb und Leben. Die PAB
[Nord-West] hat eine Presse angeschafft. Sobald die Typen ergänzt worden
sind, ist es möglich, eigene Flugblätter herauszugeben. (…) Den ‚Sprecher’
achtseitig erscheinen zu lassen, wird aus finanziellen Gründen abgelehnt,
ebenso sein Ausbau zu einem größeren Format. Er soll als Diskussionsorgan
bestehen bleiben, als Agitationsorgan kommt der ‚Syndikalist’ in Frage. Hat
eine Gruppe einen aktuellen Artikel im ‚Sprecher’, so kann sie eine größere
Auflage bestellen; diese Art Propaganda kommt billiger als die mit
Flugblättern. Zur Herstellung des ‚Sprechers’ auf eigener Presse wird darauf
hingewiesen, keinen Schund herauszugeben und auf guten Druck und gutes
Papier zu achten. Die propagandistische Wirkung wird dadurch erhöht.“
Auf der nächsten Konferenz der PAB-Nord-West im November 1929 wurde
weitergehend vorgeschlagen, „dass jede Gruppe einen Korrespondenten für den
‚Sprecher’ zur Verfügung stellt.“ Dadurch würde er aktueller und
agitatorischer wirken. Eine Antikriegsnummer des ‚Sprecher’ wurde in einer
Auflage von 3.000 Exemplaren gedruckt.
Offenbar zeigten die Appelle Wirkung, und so konnte schon ein halbes Jahr
später im April 1930 berichtet werden, dass sich die Mitarbeit am ‚Sprecher’
gebessert und sich die Verbindung der einzelnen FAUD-Ortsvereine
intensiviert haben über die Zusammenarbeit am ‚Sprecher’ hinaus: „Ein
Flugblatt ‚Heraus aus den Gewerkschaften’ wurde in einer Auflage von 40.000
Stück herausgegeben.“ Dennoch solle der „Sprecher’ nur „solange
weitererscheinen, bis die ‚Debatte’ als konzentriertes Ausspracheorgan der
Gesamtbewegung für ständig erscheint.“ Wie in anderen Regionen sollte sich
auch in Nordwestdeutschland mehr auf die Mitarbeit an den Reichsorganen der
FAUD konzentriert werden.
Das Aus für den ‚Sprecher’ wurde schon im Oktober 1930 verkündet: „Das
Erscheinen des Mitteilungsblattes ‚Der Sprecher’ musste aus Mangel an
geeigneter Mitarbeit (es wurde nichts eingesandt über wichtige Vorkommnisse
im Bezirk und nichts über Ortsgruppenveranstaltungen) und auch aus
finanziellen Gründen eingestellt werden.“ Dem zugrunde lag wahrscheinlich
dieser Defizite-Klassiker: „Es bestätigte sich wieder einmal, dass die
ganzen Organisationsarbeiten immer nur von einzelnen Genossen geleistet
wurden.“
Wert für Syndikalismusforschung: Sehr
regionalspezifisch für Nordwest und sehr allgemeine Artikel, sowie
Kontaktadressen. Wichtig für die Regionalforschung.
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