Das Informationsportal zur Geschichte der syndikalistischen Arbeiterbewegung

 

Institut für Syndikalismusforschung

 

 

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Impressum

 

„Die Internationale“

 

Untertitel: Zeitschrift für die revolutionäre Arbeiterbewegung, Gesellschaftskritik und sozialistischen Neuaufbau

 

Herausgeber: Freie Arbeiter-Union Deutschlands (Anarcho-Syndikalisten) angeschlossen an die Internationale Arbeiter-Assoziation (IAA)

 

Erscheinungsort: Berlin

 

Erscheinungszeitraum: 1927 bis 1934

 

Erscheinungsrhythmus: monatlich

Auflage: 1.500 (März 1931)[1]

 

Seitenzahl: 24

 

Vorgänger: „Die Internationale“, Herausgegeben vom Sekretariat der IAA

 

Nachfolger:  „Die Internationale“, unter dem Tarntitel: „Esst deutsche Früchte“

 

Verlag:

 

1928: Verlag „Der Syndikalist“, Warschauer Strasse 62, Berlin

1929: ASY-Verlag, Warschauer Strasse 62, Berlin

1930: ASY-Verlag, Warschauer Strasse 62, Berlin

1931: Verlag „Der Syndikalist“, Märkisches Ufer 20, Berlin

1932: Verlag „Der Syndikalist“, Märkisches Ufer 20, Berlin

1933: Verlag „Der Syndikalist“, Märkisches Ufer 20, Berlin

 

Druck:

 

1928: Maurer & Dimmick, Köpenicker Strasse 36/38, Berlin

1929: Maurer & Dimmick, Köpenicker Strasse 36/38, Berlin

1930: Maurer & Dimmick, Köpenicker Strasse 36/38, Berlin

Sachmann & Stohl, Seestrasse 126, Berlin-Friedrichshagen

1931: Sachmann & Stohl, Seestrasse 126, Berlin-Friedrichshagen

A. Janiszewski GmbH, Elisabethufer 29, Berlin

1932: A. Janiszewski GmbH, Elisabethufer 29, Berlin

1933: Georg Eichler, Rungestrasse 18, Berlin

 

Redaktion:

 

1928: Augustin Souchy

1929: Augustin Souchy

Helmut Rüdiger

1930: Helmut Rüdiger

1931: Helmut Rüdiger

1932: Helmut Rüdiger

1933: Gerhard Wartenberg

 

Beiträge von:

 

Rudolf Rocker, Fritz Linow, Augustin Souchy, Helmut Rüdiger, Georg Hepp, Heinrich Drewes, Berthold Cahn, Fritz Dettmer, Karl Roche, Oskar Grünwald, Reinhold Busch, Gerhard Wartenberg („H.W. Gerhard“), Fritz Oerter, Hans Beckmann (Deutschland), Max Nettlau (Österreich), E.C. Carbo, V. Orobon-Fernandez (Spanien), Christian Cornelissen, Pierre Besnard, Lucien Huart (Frankreich), A. Giovanetti, S. Alebrando, Armando Borghi (Italien), William Mainwaring (England), Albert Jensen, A.V. Johanson (Schweden), Einar Skaalbone (Norwegen), J.J. Ipsen, Gustav Sjöström (Dänemark), B. de Ligt, Arthur Müller-Lehning, Albert de Jong (Holland), Diego Abad de Santillan (Argentinien), M. Acharya (Indien), Alexander Berkman, Alexander Schapiro, Mark Mratschny (Russland), Sekretariat der Panamerikanischen Arbeiterassoziation, CNT-E, u.a.

 

Rubriken: Zur Diskussion, Chronik wichtiger Ereignisse, Bücherecke, Fremdwörterverzeichnis, Notiz der Redaktion.

 

Inhalt: „Russland und der Sozialismus“, „Von der Organisation zur Assoziation“, „Minderheiten im Sozialismus und das Rätesystem“, „Nochmals zum Gegenstand: Nie wieder Diktatur“, „Errico Malatesta“, „Zwischen Autorität und Freiheit“, „Ältere und neuere Arbeiten über Bakunin“, „Fernand Pelloutiers Platz in der Entwicklung des Syndikalismus“, „Michael Bakunin und der Syndikalismus“  (Max Nettlau), „Die Gefahren der nationalen Ideologie für den Befreiungskampf des Proletariats“, „Das Blutbad am 1. Mai“, „Der Einfluß der Wirtschaft und des Machtprinzips in der modernen Geschichte“, „Georg Wilhelm Friedrich Hegel“ (Rudolf Rocker), „Über die Rolle der Akkumulation in der heutigen Gesellschaft“, „Das Problem der Ausbeutung“, „Kritische Bemerkungen über die Freiland-Freigeld-Lehre“, „Gesetzmäßigkeiten in der Wirtschaft“, „Regelung der künftigen Wirtschaft“, „Die ökonomischen Ursachen der Arbeitslosigkeit“ (Fritz Dettmer), „Agrarentwicklung und Genossenschaft“ (Hans Beckmann), „Mussolini über den Faschismus“, „Die Offensive des Kapitalismus und die Aufgaben der Arbeiterklasse“, „Die Probleme der Planwirtschaft im Lichte des Anarcho-Syndikalismus“, „Kampf dem Marxismus!“, „Gewerkschaftliche Interessenvertretung und Arbeitsgerichtsbarkeit“, „Haftung der Gewerkschaften bei Streiks“ (Fritz Linow), „Die FAUD (A.-S.) als Minderheitenbewegung“ (Reinhold Busch), „Kultur und Proletariat“, „Die materialistische Weltanschauung und die Arbeiterbewegung“ (Fritz Oerter), „Das Problem der Grundrente“, „Ermüdung durch Berufsarbeit“, „Konstruktiver Sozialismus“, „Der Arbeitslohn“ (Christian Cornelissen), „Der Syndikalismus und die Kollektivverträge“, „Stellung der IAA zu den Gewerkschaftskämpfen der Gegenwart“, „Aufstieg oder Niedergang des Syndikalismus“ (Augustin Souchy), „Klassenkampf und Werkgemeinschaft“ (Helmut Rüdiger), „Josef Dietzgen und seine Philosophie“ (Berthold Cahn), „Die Befreiung der Gesellschaft vom Staat, Was ist kommunistischer Anarchismus?“ (Erich Mühsam), „Das Agrarproblem“ (O. Zickler), „Unser Weg zwischen Reformismus und leeren Revolutionsphrasen“, „Marx als Metaphysiker“, „Nach den Reichstagswahlen/Was nun?“, „Über Bausparkassen“, „Stalin und der Fünfjahresplan“ (Gerhard Wartenberg), „Die Entwicklung der revolutionären syndikalistischen Arbeiterbewegung Deutschlands in der Kriegs- und Nachkriegszeit“ (Gerhard Aigte), „Absatzkrise-Lohnpolitik-Erwerbslosigkeit“ (Karl Roche), „Anmerkungen zu den ‚Kritischen Bemerkungen über die Freiland-Freigeld-Lehre“ (J. Glemser), „Peter Kropotkin, die Arbeiterbewegung und die Internationale Organisierung der Arbeiter“, „Die Politik der Internationale“, „Antimilitaristische Propaganda“ (Alexander Schapiro) „Anarcho-Syndikalistische Hilfstätigkeit in Russland“ (Unterstützungsfond der IAA), „Die Arbeiterbewegung in Spanien (CNT-E), „Der Feind steht im eigenen Land! Zum Problem der Verteidigung Chinas (L.P. Lesac), „Gandhi und der Krieg“, (B. de Ligt), „Die Lage in Italien“ (S. Alibrando), „Die Reaktion in Estland“ (A.V. Johanson), „Fünfundzwanzig Jahre Krieg dem Kriege“ (Albert de Jong), „Parlamentarismus und direkte Aktion“ (Albert Jensen), „Die Wirtschaftskrise des Kapitalismus“ (A. Giovanetti), „Die politische Lage in Spanien“ (V. Orobon-Fernandez), „Die Zentralorganisation der schwedischen Arbeiter (SAC) und ihre Arbeitsmethoden“ (John Andersson), „Trusts und Demokratie“, „Der Antimilitarismus in Indien“ (M. Acharya), „Die Genossenschaftsbewegung in Dänemark“ (J.J. Ipsen), „Zehn Jahre faschistische Herrschaft in Italien“ (Armando Borghi), u.a.

 

Protokoll des III. Kongresses der Internationalen Arbeiter-Assoziation

 

Richtlinien für eine Föderation der Landarbeiter und verwandten Berufsgruppen im Rahmen der FAUD (AS)

 

 

Geschichte:

 

Die „Internationale“ erschien als Theorieorgan zunächst der IAA, dann ab 1927 der FAUD in den Jahren 1924 bis 1935 in mehreren Folgen zumeist als Monatszeitung mit einer Auflage von mehreren tausend Exemplaren. Im Zentrum standen analytische Artikel zum Weltgeschehen und syndikalistischer wie anarchistischer Theorie. Hier schrieb nahezu alles, was in der anarcho-syndikalistischen Arbeiterbewegung international einen guten Namen hatte. Für Deutschland kristallisierten sich Spezialisten in Fragen der Ökonomie (Fritz Dettmer), des Arbeitsrechts (Fritz Linow) und der Analyse des Faschismus (Gerhard Wartenberg) heraus. In der ersten Ausgabe vom November 1927 hieß es zum Geleit: „Die Aufgabe dieser Revue soll darin bestehen, die Fragen der revolutionären Arbeiterbewegung gründlich zu behandeln, die Erscheinungen des modernen Kapitalismus zu beleuchten, die Entwicklungsrichtungen der heutigen Wirtschaftsordnung in ihrem Verhältnis zum Befreiungskampf des Proletariats zu betrachten. Kritik an dem politischen System der Gegenwart zu üben, die reaktionären Erscheinungen auf allen Gebieten des sozialen Lebens zu bekämpfen. Darüber hinaus sollen Berichte über die internationale Arbeiterbewegung im allgemeinen und über den internationalen Syndikalismus im besonderen gegeben werden. Allen neu auftauchenden Fragen und Versuchen zur Lösung des sozialen Problems soll gebührende Aufmerksamkeit gezollt werden. Auch sozialistisches Neuland wollen wir betreten. Die deutsche Arbeiterbewegung ist zwar mächtig in die Breite, aber nicht genügend in die Tiefe gegangen. Die sozialistischen Ideen sind verflacht und haben in den politischen Parteien und Gewerkschaften nicht ihre geeigneten Träger. Der Sozialismus, den die breiten Arbeitermassen noch vor wenigen Jahren in greifbarer Nähe glaubten, hat sich für die lebende Generation zum entschwundenen Idol verflüchtet. An die Stelle des Kampfes für die Endziele der sozialen Bewegung ist der Kampf ums nackte Leben, ums tägliche Brot getreten. Doch auch dieser Kampf wird nicht in der rechten Weise geführt. Die ‚berufenen’ Organisationen und ‚bewährten’ Führer wollten die Arbeiter von Sieg zu Sieg führen, tatsächlich ging es bergab; von einer Niederlage zur andern. Der Achtstundentag und das Mitbestimmungsrecht der Arbeiter im Produktionsprozeß durch Betriebsräte ging verloren, die Löhne wurden herabgesetzt, die Lebenshaltung sank auf der ganzen Linie, und die Arbeitslosigkeit schlug tiefe Wunden in den Leib des Proletariats. Daß auf parlamentarischem Wege durch Beeinflussung der Gesetzgebung nichts zu erreichen ist, zeigt sich täglich immer deutlicher. Lohnpolitik durch gesetzlich sanktionierte Tarifverträge, staatliche Schlichtungsbehörden und verbindliche Schiedssprüche haben sich als schicksalsschwer für das Proletariat erwiesen. Das Vertrauen in die eigene Kraft ist in den Reihen der Arbeiterschaft schwer erschüttert. Es muß wieder erweckt werden. Der Syndikalismus ist noch unverbraucht, seine Ideale besitzen noch Anziehungskraft, seine Kampfesmittel der direkten Aktion sind von den breiten Arbeitermassen Deutschlands noch nicht bewusst erprobt. Nicht der Staat hilft dem Proletariat, der Arbeitsmann muß sich selber helfen. Je intensiver der Entwicklungsprozeß des Selbstbewusstseins im modernen Proletarier fortschreitet, je weniger die Mittlerschaft des Staates und der Behörden in Anspruch genommen wird, umso rascher wird die Erkenntnis reifen, dass Eigenhandlung Freiheit schafft. Die Staatsgläubigkeit bei Sozialdemokraten wie Kommunisten, bei Zentralgewerkschaftern und allen autoritären Richtungen ist unser ärgster Feind; sie hat die Arbeiterbewegung auf den Hund gebracht, ihr sei in diesen Heften harte Fehde angesagt. Die Staatsgläubigkeit war und ist auch das größte Hindernis für die Entwicklung der sozialistischen Aufbaupläne. Wo schon eine Gesellschaftsorganisation vorhanden ist, die in die neue, sozialistische Weltordnung mit übernommen werden soll, dort braucht man keine neuen Pläne, keine Ideen über die Neugestaltung. Aus diesem Grunde ist der Staatssozialismus, sind alle marxistischen Richtungen, die heute parlamentarische Opposition treiben und morgen parlamentarisch regieren werden, so unsagbar arm an sozialistischen Neuwerten. Hier liegt auch der tiefere Grund des Misslingens der deutschen Revolution. Und auch die Zukunft bringt nur die Früchte, die in der Gegenwart gesät werden. Wenn morgen eine neue Revolution ausbricht, dann muß das Proletariat darauf vorbereitet sein. Es muß Betriebe leiten, den Bedarf feststellen, den Konsum regeln, die Gemeinde verwalten, die Produktion in die Hände nehmen können. Das alles muß heute schon ins Auge gefasst werden. Das neue Leben muß außerhalb des Staates geschaffen und heute vorbereitet werden. Es gibt aber zurzeit keine Bewegung, die für sich allein so mächtig und vielgestaltig zugleich ist, dass sie allen Aufgaben gerecht werden könnte. Deshalb wird es erforderlich sein, daß die sozialrevolutionäre Arbeiterschaft sich auf allen Gebieten des sozialen Lebens Erfahrungen holt. Eine Zusammenfassung aller sozialistischen werktätigen Kräfte auf dem Boden der direkten Aktion wird sich am Tage der sozialen Revolution erforderlich machen. Und dazu wollen wir hier vorbereitend wirksam sein. Die Rationalisierung der Wirtschaft und die internationale Vertrustung des Kapitalismus zeigen uns eine neue Entwicklungsstufe der heutigen Gesellschaftsordnung. Die Arbeiterbewegung muß dieser Neuentwicklung geistig und organisatorisch gewachsen sein. Sie muß national und vor allem auch international neue Wege suchen, um den neuen Ausbeutungsmethoden wirksamen Widerstand entgegensetzen zu können. Den vertikalen und horizontalen Erweiterungen des kapitalistischen Betriebes muß eine vertikale und horizontale Streik- und Boykottaktik entgegengestellt werden. Die wundesten Stellen des Kapitalismus müssen ausfindig gemacht und der Kampf an denselben eingesetzt werden. Bis heute bewegen sich die Arbeiterorganisationen immer noch auf den alten ausgetretenen Pfaden. Der Kampf der englischen Bergarbeiter ging verloren, weil noch keine neue internationale Kampfestaktik angewandt wurde. Die Hilfe der Arbeiterschaft aller Länder darf nicht in internationalen Geldsammlungen, sondern sie muß in internationalen Kampfesaktionen bestehen. Diese Methoden sind noch auszuarbeiten und sollen hier behandelt werden. Der Aufgabenkreis, den wir dieser Zeitschrift stellen, ist groß. Wir sind deshalb überzeugt, dass die Zeitschrift ihre Leser finden wird. Der revolutionäre Syndikalismus ist noch eine Minderheitsbewegung. Von seiner Entwicklung und seinem Fortschritt hängen der Sieg und die Zukunft der Arbeiterbewegung ab. Er ist die Wiedergeburt des Sozialismus. In dieser Zeitschrift, die in Erfüllung eines Auftrages des XVI. Kongresses der Freien Arbeiter-Union Deutschlands herausgegeben wird, werden sich die Gesamtprobleme der modernen sozialistischen Bewegung im Inland und Ausland widerspiegeln.“[2] Mit dem 18. Kongress der FAUD von 1930 wurde beschlossen, dass jeder FAUD-Ortsverein obligatorisch zwei Exemplare der „Internationale“ abonnieren müsse.[3] Die Begründung lautete: „Da unser theoretisches Diskussionsorgan ‚Die Internationale’ im Reiche noch immer eine solch geringe Beachtung findet, dass sie einen monatlichen Zuschuß von ca. 70 Mark erfordert, und darum auch die Gefahr besteht, dass sie wieder eingehen muß, beschließt der Reichskongreß, jede einzelne Ortsgruppe zu verpflichten, mindestens zwei Exemplare der ‚Internationale’ obligatorisch zu beziehen. Darüber hinaus ist den Gruppen eine rege systematische Werbung von Abonnenten für die ‚Internationale’ zu empfehlen.“[4] Zugleich verfasste die Redaktion der „Internationale“ zusammen mit der FAUD-Geschäftskommission einen Aufruf folgenden Inhaltes, welcher einen tiefen Eindruck vermittelt vom Sinn und der Finanzierung der Zeitschrift: „In dieser Zeit furchtbarster wirtschaftlicher Depression ist es mehr denn je unsere Aufgabe, die Ideen des freiheitlichen Sozialismus in die Massen zu tragen. Hin und her pendelnd zwischen hemmungslosem sozialdemokratischen Reformismus und hysterischem politischen Geschrei der Kommunistischen Partei, scheint die Arbeiterschaft in Deutschland jeden gesunden Instinkt für ihre Interessen, jedes klare Denken über den Weg zum Kampfe um den internationalen Sozialismus verloren zu haben. Diese Situation bedeutet für uns, dass wir unsere agitatorischen Kräfte vervielfachen müssen. Wir stehen in der revolutionären Propaganda, erheben die Stimme unserer Kritik und werfen unsere Kampflosungen in die Massen. Versammlungen werden abgehalten. Agitatoren in alle Teile des Landes geschickt, Propaganda von Mund zu Mund wird getrieben und durch eine aktuelle Wochenzeitung versucht, die freiheitlichen Ideen umzuschmieden zu Parolen für den täglichen Kampf des Proletariats. Die „Internationale“ hat sich die Aufgabe gestellt, im Gegenwartskampfe der freiheitlichen Bewegung eine notwendige Mission zu erfüllen. Man hat mit Recht gesagt, dass es ohne revolutionäre Theorie keine revolutionäre Praxis geben kann. Revolutionäre Theorie ist aber nicht zu verwechseln mit bloßer Bibelanbetung: Die theoretischen Grundlagen des freiheitlichen Sozialismus, durch Proudhon, Bakunin, Kropotkin und andere formuliert, bedürfen der ständigen Weiterbildung. Es kann nicht genügen, im Sinne einmal formulierter Theorien nur noch aktuelle Tagesparolen aufzustellen. Die ganze Propaganda muß getragen sein von ständiger theoretischer Forschungsarbeit, die die alten Quellen lebendig erhalten und fruchtbar machen muß. Es muß ferner theoretische Polemik ausgefochten werden, die in öffentlichen Versammlungen und in einer für die Öffentlichkeit bestimmten Zeitung keinen Platz hat. Deshalb ist die ‚Internationale’ eine dringende Notwendigkeit. Die ‚Internationale’ aber ringt schwer um ihre Existenz. Jede Nummer fordert ein finanzielles Opfer der Gesamtbewegung. Die „Internationale“ – das ist für eine revolutionäre Zeitschrift an sich keine Schande – trägt sich nicht. Diese Belastung aber kann der Bewegung nicht mehr zugemutet werden, am wenigsten in einer Zeit, in der sie als Ganzes gegen den wirtschaftlichen Niedergang schwer anzukämpfen hat. Es hat sich darum aus einer Anzahl Genossen im Lande ein vorläufiges Komitee gebildet, dessen Mitglieder jeden Monat einen festen Beitrag zahlen, um das Defizit der ‚Internationale’, deren Weitererscheinen sie für unbedingt notwendig halten, zu decken. Wir rufen hierdurch auf, diesem Stützungskomitee beizutreten. Auf keinen Fall natürlich sollen Organisationen als solche mit Abgaben belastet werden. Die Organisationen haben an ihren organisatorischen Verpflichtungen genügend zu tragen. Es kann sich daher lediglich um eine Hilfsaktion einzelner in Arbeit stehender Genossen handeln. Der Zuschuß der Aprilnummer der ‚Internationale’ wird erstmalig von den zu diesem Zwecke bereits gemeldeten Genossen getragen. Für die Eingänge erfolgt öffentliche Quittierung. Treten dem Stützungskomitee später noch mehr Genossen bei, so kann die erforderliche Summe in um so kleinere Teile geteilt und können größere Beiträge, die uns garantiert worden sind, herabgesetzt werden. Das Ganze aber darf nur eine Zwischenlösung sein. In den nächsten Monaten muß die Auflage der ‚Internationale’ so gesteigert werden, dass diese sich selbst trägt. Das muß möglich sein. Tritt das nicht ein, so kann die Zeitschrift nicht gehalten werden. Es ergeht deshalb der Ruf an alle, die Verantwortungsgefühl gegenüber den großen Ideen des freiheitlichen Sozialismus besitzen: Die ‚Internationale’ ist in Not. Sie kann und muß gerettet werden. Auf die Dauer kann es unmöglich wenigen opfermutigen einzelnen zugemutet werden, die Zeitschrift zu halten. Wir appellieren deshalb an alle Leser und Freunde, einzuspringen und dahin zu wirken, dass die theoretische Monatszeitschrift des revolutionären Syndikalismus erhalten bleiben kann. Werbt Abonnenten!“[5] Vom 18. Kongress der FAUD im Jahre 1930 wurde beschlossen, die Geschäftskommission damit zu beauftragen, „mit dem Verlag des ‚Fanal’ in Verbindung zu treten zwecks Verschmelzung desselben mit der ‚Internationale’ unter der Bezeichnung, ‚Fanal’, internationale Revue für Anarchismus und Syndikalismus.“[6] „Fanal“ war das Organ der „Anarchistischen Vereinigung“, herausgegeben von Erich Mühsam, welcher freundschaftliche Verbindungen zur FAUD und zu Rudolf Rocker hatte, 1933 noch der anarcho-syndikalistischen Gewerkschaft beitrat.[7]  

Verbot 

In einer Verfügung vom 17. Oktober 1932 verbot der Berliner Polizeipräsident das Erscheinen der „Internationale“ bis zum 13. April 1933, und zwar „auf Grund des § 13 des Gesetzes zum Schutz der Republik vom 25. März 1930 (RGBl. S. 91) in Verbindung mit §§ 81-86 StGB“. Das meinte die „Vorbereitung zum Hochverrat“. „Die Verbotsdauer, mit Rücksicht auf die Gemeingefährlichkeit der Ausführungen, ist angemessen“, so lautete die Begründung. Das Verbot umfasse „auch jede angeblich neue Druckschrift, die sich sachlich als die alte darstellt oder als ihr Ersatz anzusehen ist.“[8] Rudolf Rocker resümierte: „Im Jahre 1927 schuf sich die FAUD eine ausgezeichnete Monatsschrift, Die Internationale, die sich ausschließlich mit theoretischen Fragen und dem geschichtlichen Werdegang der Bewegung beschäftigte. (…) Die Zeitschrift brachte in jeder Nummer eine Chronik der wichtigsten Zeitereignisse und wertvolle Berichte über den Stand der Bewegung in den verschiedenen Ländern. Zu ihren regelmäßigen Mitarbeitern gehörten nicht nur alle theoretisch begabten Genossen in Deutschland und Max Nettlau in Österreich, sondern auch eine stattliche Anzahl namhafter Vertreter unserer Anschauungen im Ausland. (…) Nach der Unterdrückung unserer Bewegung in Deutschland erschien die Internationale von 1934 an in Amsterdam.“[9]

Standorte: IISG-Amsterdam, IML-Berlin, SBPK-Berlin, ISB-Bochum, FES-Bonn, SUUB-Bremen, UB-Duisburg, SUB-Frankfurt, USB-Köln, CIRA-Lausanne, DB-Leipzig, SML-Leipzig, UB-Mannheim, SB-Marburg, ULB-Münster, UB-Siegen, WLB-Stuttgart

Wert für Syndikalismusforschung: Eine der wichtigsten Quellen zur Geschichte des internationalen Syndikalismus.


[1] Eine genaue Aufstellung findet sich in BA, R 58, 321.

[2] „Die Internationale“, Nr. 1/November 1927. Siehe auch Anzeige im „Syndikalist“, Nr. 40/1927.

[3] Vgl.: „Der Syndikalist“, Nr. 24/1930.

[4] Protokoll über die Verhandlungen des 18. Kongresses der Freien Arbeiter-Union Deutschlands (AS), S. 78.

[5] „Die Internationale“, Nr. 5/März 1930.

[6] Protokoll über die Verhandlungen des 18. Kongresses…, S. 20.

[7] Zur Beziehung von Erich Mühsam zur FAUD siehe: Helge Döhring: Syndikalist aus Überzeugung: Erich Mühsams Entscheidung erfolgte nach gründlicher Abwägung zugunsten der FAUD. In: FAU-Bremen (Hg.): Syndikalismus – Geschichte und Perspektiven, Bremen 2005. Ausführliche Beschreibungen finden sich auch in: Peter Wienand: Der „geborene“ Rebell. Rudolf Rocker. Leben und Werk, Berlin 1981.

[8] „Die Internationale“, Nr. 10/Oktober 1932.

[9] Rudolf Rocker: Aus dem Memoiren eines deutschen Anarchisten, S. 302 f.

 

Aus: Helge Döhring: Die Presse der syndikalistischen Arbeiterbewegung in Deutschland 1918 bis 1933, Edition Syfo No.1 (2010), 2. Auflage 2012

   

 

 

 

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