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„Die junge Menschheit“

 

Untertitel: Blätter der syndikalistischen Jugend (1920)

 

Herausgeber: Syndikalistische Jugendkommission Groß-Berlin, Erich Jannack, Adlershof, Adlergestell 15

 

Erscheinungsort: Berlin

 

Erscheinungszeitraum: Nr. 1: April 1920 -  Juli 1923

 

Erscheinungsrhythmus: monatlich

 

Auflage: Wie „Der Syndikalist“, bis zu 80.000

 

Seitenzahl: 4

 

Nachfolger: „Junge Anarchisten“

 

Verlag: Verlag „Der Syndikalist“

 

Druck: Maurer & Dimmick, Berlin

 

Redaktion: Erich Jannack, Augustin Souchy, Max Winkler

 

Beiträge von: Erich Butterlin, Danton, Georg Herwegh, Gottfried Keller, Friedrich Minck, Schopenhauer, Tolstoi, Gerhard F. Wehle, u.a.

 

Inhalt: „Proletarische Jugend und Klassenkampf!“, „Der Tageskampf der Jungen“, „Für die Kampffront der arbeitenden Jugend!“, „Jungproletariat, rüste zum Kampf!“, „Zur Einheitsfront der proletarischen Jugend! Gründet Jugendgewerkschaften“, „Zentralverbände oder syndikalistische Union?“, „Die sozialrevolutionären Aufgaben der anarcho-syndikalistischen Jugend Deutschlands“

 

 

Geschichte: „Die junge Menschheit“ erschien seit April 1920 vierseitig mit dem Untertitel „Blätter der syndikalistischen Jugend“ und wurde herausgegeben von der „Jugendkommission der Berliner Arbeiterbörse“ der FAUD im Zuge des Kongressbeschlusses von 1919, „allerorts syndikalistische Jugendgruppen ins Leben zu rufen“.[1] In den Jahren 1922 und 1923 erschien die „Junge Menschheit“ als Organ der gegründeten SAJD monatlich mit zwei Seiten als Beilage in der FAUD-Wochenzeitschrift „Der Syndikalist“ und teilte deren hohe Auflage: bis zu 80.000 Exemplare.  Die „Syndikalist“- Redaktion schrieb ein herzliches Willkommen aus: „Den älteren Genossen im Verlag und Redaktion könnte gar nichts willkommeneres geschehen, als wenn die ‚Junge Menschheit’ vom ersten bis zum letzten Satze und Nummer für Nummer den Schaffensdrang und als wachsende Befähigung der Jugendlichen widerspiegelte. Also nur immer heran, alle ihr lieben, jungen Freunde, in denen jene Triebe und jene Eigenschaften zu schriftstellerischer Gestaltung drängen. Vom Literaten bis zum Leimsieder, ohne Unterschied. Anderer Auffassung sind die älteren Genossen um und an der ‚Jungen Menschheit’ noch nie gewesen.“[2] Der Titelkopf dieser Jahre symbolisierte Naturverbundenheit und Körperkultur. Das Arbeitsleben wird nur angedeutet. Viele Beiträge der Jahre bis 1922 trugen den Charakter von schwülstiger Romantik und sich noch übender Schöngeisterei. Vieles dreht sich um die persönliche Entwicklung von jungen Menschen. Noch setzten die Schreiber mit rhetorischen Anleihen aus Religion und Mystik die Akzente, welche durch die später einsetzende Straffung und Syndikalisierung der Jugendbewegung auch im Zeitungswesen verdrängt wurden. Zu nennen sind hier z.B. Gerhard F. Wehle, Tolstoi oder Friedrich Minck („Auferstehung“).[3] Auch der später weltbekannte Schriftsteller Theodor Plievier, zeitweise Mitglied der FAUD, übte sich in einigen Artikeln („Paradies erschaffen“), deutete aber bereits die Richtung der Jugendbewegung an: „Wir Syndikalisten glauben nicht an Einzelne, wir glauben nicht, dass einzelne Individuen der Menschheit das Heil bringen können. Wir wissen, dass die Erlösung der Massen nur aus den Massen selbst, aus der ganzen, breiten Basis der Menschheit aufsteigen kann.“ Die Jahrgänge darauf sind diese Einflüsse zwar noch vorhanden, werden jedoch durch kämpferische Parolen und Artikel ergänzt. Die Themen ähneln mit Ausnahme von „Antimilitarismus“ denen, welche ich für die „Jungen Anarchisten“ noch aufführen werde, darunter Berichte von Jugendkonferenzen. Auf dem neuen Titelbild wird nun der Hammer als Werkzeug der Befreiung symbolisiert. Während Plievier jedoch eher literarisch verhaftet blieb und Ernst Friedrich erst gar keine Rolle spielte, tritt als Dauerschreiber im Sinne der rationaleren Betonung des Klassenkampfes vor allem Erich Butterlin auf. Seine Überschriften lauten u.a.: „Proletarische Jugend und Klassenkampf!“, „Der Tageskampf der Jungen“, „Für die Kampffront der arbeitenden Jugend!“, „Jungproletariat, rüste zum Kampf!“ und „Zur Einheitsfront der proletarischen Jugend! Gründet Jugendgewerkschaften“. Butterlin brachte auch kurze Artikel zur Theorie- und Programmbildung: „Zentralverbände oder syndikalistische Union?“, „Die sozialrevolutionären Aufgaben der anarcho-syndikalistischen Jugend Deutschlands“. Aphorismen und Gedichte kamen u.a. von Schopenhauer, Danton, Friedrich Minck, Gottfried Keller und Georg Herwegh. Am Schluß folgten Mitteilungen der Redaktion und der Ortsvereine, sowie Ankündigungen und Besprechungen von Büchern, beispielsweise Dr. Julius Moses: „Gesundheitspflege der arbeitenden Jugend“ und Gerhard Seeger: „Die Werkstatt des Geistes“.

Standorte: IISG-Amsterdam, IML-Berlin, FES-Bonn, SUUB-Bremen, SUB-Frankfurt, CIRA-Lausanne, DB-Leipzig

Wert für Syndikalismusforschung: Elementar für die Forschung zur syndikalistisch-anarchistischen Jugend, Adressen aus Berlin.


 

[1] Vgl.: „Der Syndikalist“, Nr. 18/1920.

[2] „Der Syndikalist“, Nr. 8/1922.

[3] Minck wurde Jahre später wegen Unlauterkeit aus der syndikalistischen Bewegung ausgeschlossen.

 

Aus: Helge Döhring: Die Presse der syndikalistischen Arbeiterbewegung in Deutschland 1918 bis 1933, Edition Syfo No.1 (2010), 2. Auflage 2012

   

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