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Impressum

 

„Die schaffende Frau“

 

Untertitel: (Erste) sozialistische Frauenzeitung mit Modenbeilage/Zeitschrift für Fraueninteressen und soziale Kultur

 

Herausgeberin: Aimee Köster, Dresden-Lausa

 

Erscheinungsort: Dresden

 

Verbreitung:

Österreich: Alfred Saueracker, Liebhardtgasse 46, Wien

 

Luxemburg: Lily Becker, Josef Junck Strasse, Luxemburg

 

Erscheinungszeitraum: 01. Oktober 1919[1] bis September 1925[2]

 

Erscheinungsrhythmus: monatlich/vierteljährlich

 

Nachfolger: „Die erwachende Frau“

 

Verlag: Aimee Köster, Dresden-Lausa

 

Redaktion: Aimée Köster, Kugelgenstrasse 12, Dresden

 

Beiträge von: Auguste Kirchhoff: „Antisemitismus“; Aimée Köster: „Der Frauenbund“, „Siedlungen“, „Das Einküchenhaus“, „Die Kinderstube“, „Der 1. Mai und wir Frauen“, „Die Proletarierin und die Fortpflanzung“, „Müttersiedlungen“,  „Die Geschlechtskrankheiten“, „Die Fessel der Ehe“, „Proletarische Kultur“, „Die Kommune in Theorie und Praxis“, „Siedlungsbestrebungen“, „Etwas über den religiösen Glauben“, „Buch und Wirklichkeit“, „Nie wieder Krieg“; Rosa Schwann-Schneider: „Zur Aufhebung des Gebärzwanges“, „Das Allzuweibliche“; Hannel Strube: „Die Betriebsküche“; Heinrich Vogeler: „Die Frau in der kommunistischen Gesellschaftsordnung“; Mathilde Wachsmuth: „Braucht das Kind Liebe zum körperlichen Gedeihen?“, u.a.

 

Rubriken: „Unsere neue Moderichtung“, „Politische Rundschau“, „Die Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit“, „Allgemeiner Briefkasten und Ratgeber“, „Kochrezepte“, u.a.

 

Inhalt: „Erörterung der sozialen Probleme, Erziehungs-, Schul-, Frauen- und freireligiöse Fragen, Weltbürgertum und Pazifismus, Sozialistische Romane und Novellen, Berufsfragen, Mode- und Handarbeitsvorlagen, Technische Aufsätze für die Handfertigkeit der schneidernden Hausfrau. Außerdem soll die Zeitung in klaren, prägnanten Aufsätzen die jüngsten Begebenheiten der politischen Gegenwart beleuchten und Biographien unserer großen Toten und Bekenner des Sozialismus bringen.“[3] „Der Frauenbund in Leipzig“, „Der Beruf der Schneiderin“, „Wie stellt sich die Frau zur Frage der Prostitution?“, „Die Sozialisierung des Familienlebens“, „Karl Liebknecht - Rosa Luxemburg“, „Tolstoi: „Aufruf an die Menschheit“ u.a.

 

Beilagen: Doppelseitige Schnittmusterbogen für die Herstellung von Kleidern.

 

 

Geschichte:

 

Zum Selbstverständnis der Zeitschrift ist zu entnehmen: „An die Lesergemeinde der ‚Schaffenden Frau’! (…) ‚Die Schaffende Frau’ war nie und wird nie sein ein Kampforgan für politische Parteien. ‚Die Schaffende Frau’ dient keiner Partei und keiner bestimmten Richtung. Das Programm und das Ziel liegen ganz wo anders. Das Arbeitsfeld der ‚Schaffenden Frau’ war und ist noch heute die geistige Erneuerung, um damit zugleich den Weg zu bereiten, für eine Umgestaltung unserer wirtschaftlichen Verhältnisse, zum Wohle aller wirklich Schaffenden. Das sind zwei große Kulturfragen, deren Lösung von keiner politischen Partei, von der äußersten Linken bis zur äußersten Rechten gelöst werden kann. Dies wurde in dieser Zeitschrift schon oft gesagt, aber es muß immerzu wiederholt werden. Ich bin nach wie vor die Herausgeberin und bestimme Inhalt und Richtung. Es ist notwendig, das zu betonen, weil es Leserinnen gibt, die der Meinung sind, dass der Geist meiner Zeitschrift ein anderer wurde. Im Gegenteil! ‚Die Schaffende Frau’ soll besser, volkstümlicher werden und noch mehr als bisher praktische Fragen behandeln. (…) Die neue Welt, die sich langsam entwickelt und an deren Umgestaltung jeder unter uns – bald bewusst mit ganzer Kraft, bald unbewußt – arbeitet, erfordert einen großen, moralischen Ernst und ein Arbeiten und Ringen um ein festumgrenztes Endziel. Unser Weg ist aufrecht und gerade, wir gehen ihn mit bewusstem Willen, denn wir wollen Anteil haben am Aufbau unserer Wirtschaft, wir wollen mithelfen, die bessere Lebenshaltung der Schaffenden zu erstreben, wir wollen unsere seelischen und geistigen Nöte offen in der Zeitschrift besprechen, damit der Weg gefunden und eingeschlagen wird, um unser schaffendes Volk zu höherer Entwicklung zu bringen. Ich begrüße meine Leserinnen! Die Schriftleitung der ‚Schaffenden Frau’ Aimée Köster.“[4] Die Zeitschrift wurde wie wohl keine andere im „Syndikalist“ stark beworben, und das für jede Ausgabe! Der „Syndikalist“-Nummer 36 im Spätsommer 1922 ist folgender Text zu entnehmen: „Wir erhalten soeben Nr. 36 dieser bekannten Frauenzeitung. Es ist die letzte Nummer des dritten Jahrgangs und auch die letzte Nummer des bisherigen Verlags, denn am 1. Oktober übernimmt die Gründerin und Herausgeberin, Genossin Aimée Köster, wieder den Verlag ihrer Zeitschrift. Wie wir erfahren, vollzieht sich die Trennung vom bisherigen Verlag in durchaus freundschaftlicher Weise, denn die Gründe der Verlagsübernahme sind sachlicher Natur. Die vorliegende Nummer fällt auf, erstens durch das Titelbild, die bekannte Hungergruppe der Künstlerin Käthe Kollwitz, und durch den von früheren Nummern abstechenden Inhalt, der sich fast ganz mit der russischen Hungerkatastrophe beschäftigt. Sehr interessant sind die Ausführungen über den Frauenbund, die zwei volle Seiten einnehmen, und in denen die Schriftleiterin ihren Leserinnen von der Tätigkeit der Syndikalistischen Frauenbünde berichtet. Wir hören mit Genugtuung, dass von nun an den Frauenbünden in der ‚Schaffenden Frau’ reges Interesse entgegengebracht und allmonatlich über die Tätigkeit und die praktischen Erfolge Bericht erstattet werden soll. Wir hoffen, dass ‚Die schaffende Frau’ trotz der schweren Zeiten, die das deutsche Zeitungsgewerbe durchmachen muß, die Wirtschaftskrisen überstehen wird, denn dieses Frauenblatt ist von Anfang an den geraden, aufrechten Weg zum Sozialismus gegangen, trotz der Hindernisse, die den Zeitungen sozialistischer Gesinnung in den Weg treten. Der Preis der ‚Schaffenden Frau’ ist billiger als der bürgerlichen Modezeitungen. Und deshalb sollte dieses Arbeiterorgan von jeder Proletarierin abonniert werden. Man bestelle jetzt schon bei Aimeé Köster. ‚Die Schaffende Frau’, Klotzsche bei Dresden. Der genaue Preis für das kommende Quartal ist zur Zeit, da diese Zeilen geschrieben werden, noch nicht festgesetzt.“[5] Der Historiker Jürgen Jenko schreibt über die Bedeutung der „Schaffenden Frau“: „Zahlreiche Artikel ihrer ‚sozialistischen Zeitung mit Modenbeilage’, die aufgrund ihres politisch unabhängigen Konzeptes auch über anarchosyndikalistische Kreise hinaus ein breiteres Publikum ansprechen konnte, zu ‚Themen der freiheitlichen Kindererziehung, der Einstellung zur Ehe, des Stellenwertes der Familie und Fragen einer anarchosyndikalistischen Sexualethik’ sowie Modezeichnungen abseits der gängigen Vorstellungen, wurden von ihrem Mann Fritz Köster für die ‚Schöpfung’ übernommen.“[6] 

Im Jahre 1925 wurde die Zeitschrift eingestellt:

„An die Lesergemeinde der ‚Schaffenden Frau’! Außergewöhnliche Verlagsschwierigkeiten, verbunden mit der ohnehin gedrückten Lage, in der sich die freiheitliche Presse Deutschlands angesichts der wirtschaftlichen Nöte unter der arbeitenden Bevölkerung Deutschlands befindet, veranlassen mich, mit vorliegender Nummer die weitere Herausgabe der ‚Schaffenden Frau’ für einige Monate einzustellen. Sobald steigende Erwerbsmöglichkeiten den gegenwärtig unter schweren Entbehrungen leidenden Bildungstrieb des arbeitenden Deutschlands wieder aufleben lassen, wird auch die im 6. Jahrgang ihres Erscheinens stehende ‚Schaffende Frau’ wieder auf dem Plan erscheinen und mit altgewohnter Entschiedenheit für die Interessen der arbeitenden Frauenwelt voll eintreten. (…) Ich entbiete meinen Lesern und Mitarbeitern kameradschaftliche Grüße! (…) In zuversichtlicher Hoffnung baldiger Wiedergeburt der ‚Schaffenden Frau’. Aimée Köster.“[7] „Der Syndikalist berichtete: „Die ‚Schaffende Frau’ hat im September ihr Erscheinen eingestellt. Dresdener Kameradinnen entschlossen sich zur Herausgabe einer neuen Frauenzeitung: Die erwachende Frau. In diesem Blatt sollen die proletarische Frau, die Jugend und die Männer selbst zu Worte kommen. Das erste Heft erscheint voraussichtlich im Oktober dieses Jahres. Vorläufiger Schätzungspreis 30 Pf. Pro Heft, Bestellungen, Geldsendungen, Zuschriften, Beiträge sind vorerst zu richten an Hanna Strube, Dresden A 1, Maternistr. 2“[8]

Wert für Syndikalismusforschung: Neben „Frauenbund“ das wichtigste Organ der syndikalistischen Frauen.


 


[1] „Der Syndikalist“, Nr. 39/1919.

[2] Vgl.: „Der Syndikalist“, Nr. 39/1925.

[3] „Der Syndikalist“, Nr. 39/1919.

[4] „Die schaffende Frau“, Nr. 62/April 1925.

[5] „Der Syndikalist“, Nr. 36/1922.

[6] Jürgen Jenko: Die anarcho-syndikalistische Bewegung (FAUD) in Dresden, Bochum 2004 Magisterarbeit.

[7] „Die schaffende Frau“, Nr. 62/April 1925.

[8] „Der Syndikalist“, Nr. 39/1925.

 

Aus: Helge Döhring: Die Presse der syndikalistischen Arbeiterbewegung in Deutschland 1918 bis 1933, Edition Syfo No.1 (2010), 2. Auflage 2012

   

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