„Rundbrief an alle
Jugendorganisationen, -Bünde, Vereinigungen der freien Jugendbewegung, an
alle freiheitlichen Organisationen“
Herausgeber: Jungproletarischer Bund,
Carl Rotsler
Erscheinungsort: Berlin-Bohnsdorf,
Paradiesstr. 27
Erscheinungszeitraum: 1930
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Geschichte: In Erich Mühsams Zeitschrift „Fanal“ wurde darauf
hingewiesen, dass in diesem Rundscheiben „auf die wachsende Gefahr
hingewiesen wird, dass die Reaktion die Zeit zur Verwirklichung ihres alten
Planes reif hält, ‚die Jugend durch ein Arbeitsdienstpflichtgesetz gänzlich
unter ihre Knute zu bringen.’ Schon habe die Wirtschaftspartei einen solchen
Gesetzentwurf beim Reichstag eingebracht. ‚Die gegenwärtige politische Lage,
das stetige Vordringen der Reaktion, die einheitliche Zustimmung der
Rechtspresse zur Arbeitsdienstpflicht, zeigt mit aller Deutlichkeit, welche
Gefahr der Jugend, insbesondere der Jungarbeiterschaft, droht: Militarismus,
völlige Versklavung und Unterdrückung!’ Der Jungproletarische Bund fordert
die Jugend ohne Unterschied der Richtungen zum gemeinsamen Kampf gegen die
Arbeitsdienstpflicht auf und ersucht alle freiheitlichen Gruppen, ihm unter
der angegebenen Adresse mitzuteilen: ‚erstens welche Stellung sie zur
Arbeitsdienstpflicht einnehme, zweitens ob sie bereit sind, an einem
gemeinsamen Abwehrkampf teilzunehmen.’ Die Tatsache, dass zu gleicher Zeit
auch ein Warnruf der Organisation der Revolutionären Nationalsozialisten zur
Abwehr der drohenden Arbeitsdienstpflicht ergeht, beweist, wie dringend die
Gefahr schon in weiten Kreisen des Proletariats empfunden wird und wie
unaufschiebbar eine weitgespannte Verständigung unter den von
parteipolitischen Interessen freien, kampfbereiten Gruppen und Richtungen
der Arbeiterschaft geworden ist.“
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