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Bücher waren seine ersten Freunde. Als er dreizehn war, kamen andere dazu: die Gefährten der anarchistischen Jugend. Bücher wurden Bausteine für seine Weltanschauung, anarchistische Theoretiker seine Wegweiser. Mit Ernst Friedrich traf er in dessen Anti-Kriegsmuseum zusammen: mit Erich Mühsam saß er am Tisch und lauschte seinen ergreifenden Worten.

Kurt Wafner (25.11.1918 - 10.03.2007) hat vier Staatsformen erlebt - die "Golden Zwanziger", den brauen Terror, die rote Diktatur und die heute etwas windschiefe Demokratie - aber keine konnte ihn dazu bringen, ihr zuzujubeln. Geriet er unter Zwang, drängte es ihn auszuscheren aus Reih und Glied.

In diesem Buch breitet Wafner schonungslos sein Leben vor uns aus, das so gar nicht glattgebügeltes Leben eines Querdenkers. Nach einer ziemlich sorgenfreien Kindheit in seinem "Schlaraffenland" Weißensee geriet er ins Fadenkreuz der Nazis. Man schmiss ihn aus der Schule, die vorher den Namen Karl Marx trug; man zwang ihn in den Rock eines Wehrmachtsoldaten und ließ ihn in der Todesstadt Minsk die Mordtaten der deutschen Herrenmenschen miterleben. Nach dem Krieg studierte er Bibliothekar. er wurde Buchleiter, später Verlagslektor, Chef der "Roman-Zeitung", Buchredakteur, und stieg dann in die Journalistik - als Illustrierten-Redakteur, nebenbei Buchrezensent und Hörspielautor. Aber er spürte bald: auch in der Stalin-Ära gab es keine Schonzeit für Querdenker. Wafner wusste: wollte er im Osten Berlins überleben, musste er stets den Zensor im Kopf behalten.

Das Buch ist spannend und erweckt Anteilnahme. Wer wissen will, wie ein Berlin Anarchist, der das Leben und die Liebe liebt und dennoch das Fürchten lernen musste, die Zeitgeschichte durchstanden hat, der mag ihn auf seinen Lebenserinnerungen begleiten - von Schauplatz zu Schauplatz - zu einer beträchtlichen Anzahl von Menschen, Büchern, Emotionen.

 

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