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„Der Bauarbeiter“

 

Untertitel: Organ der Föderation der Bauarbeiter Deutschlands

 

Erscheinungsort: Berlin

 

Erscheinungszeitraum: Nr. 1/Januar 1925 - 1931[1]

 

Seitenzahl: 4

 

Vorgänger: „Der Bauhandwerker“

 

Verlag: Robert Buth, Boyenstrasse 28, Berlin

 

Druck: Max Mattisson, Ritterstrasse 71, Berlin

 

Redaktion: Robert Buth, Boyenstrasse 28, Berlin

 

Beiträge von: Robert Buth, Fritz Kater

 

Inhalt: „III. Konferenz der Föderation der Bauberufe Deutschlands vom 28. bis 30. Dezember 1924“

 

 

Geschichte:

 

Die Bauarbeiter bildeten das historische Rückgrat der FAUD. Ihre Ortsvereine waren besonders stark in Berlin und im Rheinland. Sie konnten sich des öfteren gegen die Übermacht sozialdemokratischer Berufsverbände behaupten! In Düsseldorf streikten die syndikalistischen Fliesenleger noch Ende 1932. In diesem Organ gibt es ausführliche Berichte über die Konferenzen der Bauarbeiter, fundierte Referate und ein Verzeichnis einiger Ortsvereine. „Der Bauarbeiter“ wurde den angeschlossenen Ortsvereinen gratis zugesandt.

In ihrer ersten Ausgabe vom Januar 1925 schrieben sie über die historische Entwicklung der Bauarbeiterpresse: 

„Hallo, da bin ich! Ihr fragt, wer ich bin, und was ich will? Nun, ich will Antwort geben: Man nennt mich ‚Der Bauarbeiter’, Organ der Föderation der Bauarbeiter Deutschlands (A.-S.). Die Buchstaben in der Parenthese sollen sagen: Anarcho-Syndikalisten. Meine Väter sind die Delegierten der III. Konferenz, deren Verhandlungen Ihr unten wiedergegeben findet. Sie haben mir nicht durchaus erst zur Geburt verholfen, sondern nur wieder zu neuem Leben erweckt, man kann auch sagen, verjüngt. Denn schon vor 40 Jahren wurde mein Vorgänger, ‚Der Bauhandwerker’, geboren. Sein Geburtstag war der 1. Juni 1884, Geburtsort: Berlin. Das war zu einer Zeit, als über der deutschen Arbeiterbewegung, soweit sie sich sozialistisch betätigte, das Damoklesschwert des ‚Sozialisten-Gesetzes’ hing, welches jeden Augenblick heruntersausen und ‚Roß und Reisige’ tönen konnte. Eine schwere Zeit war das! Freilich können sich von ihr nur diejenigen das richtige Bild machen, die es damals schon mit dem sozialistischen Klassenkampf tief ernst nahmen. Dazu gehörte aber gerade ‚Der Bauhandwerker’ und die Männer, welche ihn in ihrem Geist erfüllten. Es waren dies die Berliner Maurer, deren Kind er war, und sein Hauptnährvater, der Regierungsbaumeister Gustav Kessler. Zwei Jahre aber nur sollte sein Leben in Berlin dauern. Er wurde auf Grund des ‚Sozialisten-Gesetzes’ verboten. Verleger und Redakteur und noch eine ganze Reihe andere tätige Kameraden wurden aus ihrem Heimatort ausgewiesen, und nicht nur von Frau und Kindern gerissen, sondern brot- und heimatlos gemacht. Das war Ende Juni 1886. Am 1. Juli aber, also eine Woche später, erschien sogleich, in Braunschweig, die Nummer 2 ‚Der Baugewerkschafter’. Wohl ein anderer Kopftitel, auch andere Verantwortliche, aber der Inhalt blieb derselbe, wie bei seinem ermordeten Bruder. Man konnte eben den Geist des Nährvaters nicht erschlagen. Auch den ‚Baugewerkschafter’ ereilte dasselbe Schicksal wie seinen Vorgänger. Er wurde erdrosselt. Auch hier wurde der Redakteur wieder ausgewiesen. Es erschien dann aber gleich auf dem Fuße ‚Das Vereinsblatt’, und als dieses verboten wurde, ‚Die Solidarität’. Ihr folgte dann nach zwei Wochen ‚Der Wanderbursche’. Mit der Zeit wurde auch das ‚Sozialisten-Gesetz’ nicht mehr verlängert (Oktober 1890!), und von da ab kam wieder ‚Der Bauhandwerker’, der sich bis zum Jahre 1897 tapfer durchkämpfte. Es sei besonders betont, dass der ‚Bauhandwerker’, trotzdem er seinen Namen so oft ändern und von einem Ort zum andern wandern mußte, keine Woche ausblieb, trotz aller Verbote, Verfolgungen und Ausweisungen. Aus ihm wurde dann ‚Die Einigkeit’ geboren, die am 19. Juni 1897 das Licht der Welt erblickte. Deren Nachfolger wurde endlich, mit dem Zusammenbruch des alten Beginnes in Deutschland, „Der Syndikalist“! Von den Männern und Kampfgenossen, die schon den ersten geistigen und propagandistischen Vorläufer der heutigen syndikalistischen Bewegung in Deutschland aus der Taufe hoben, stehen heute noch einige freudestrahlend, als sie hörten, daß die Bauarbeiter Deutschlands sich ein Blatt schaffen wollen, welches sowohl den alten Rebellengeist pflegen, prinzipiell wegweisend, durchgreifend organisatorisch und agitatorisch, sowohl aufklärend wie dem täglichen Ringen um die Besserstellung der Klassen- und Industrie-Genossen dienen soll. Soll ‚Der Bauarbeiter’ das werden, was sich seine Lebenswecker von ihm versprochen haben, dann ist ernstes Wollen, mit unbegrenztem Tatwillen geeint, in jeder Hinsicht Voraussetzung derer, die in jeder Weise der Sache dienen wollen. Kameraden! Ihr seht, dass es jetzt auf diesem Gebiete mehr vorangehen soll. Setzt daher alle Eure Kräfte ein, dass die schon bestehenden Ortsvereine erstarken, dass sie sich weiter ausdehnen und mit Hilfe unseres Kampfgenossen sowohl unser Ziel und die Aufgaben erfüllt werden können, die sich die syndikalistischen Bauarbeiter mit ihren übrigen Gesinnungs- und Kampfgenossen gesteckt haben. Es gilt, der heutigen privatkapitalistischen Gesellschaft, dem Unternehmertum mit aller Kraft wirtschaftliche Vorteile zum Wohle der Arbeiter abzuringen, die organisatorischen Unterlagen für eine freie, antiautoritäre Gesellschaft zu schaffen, kurz, die Kameraden mit frisch-fröhlichem Kampfesgeist in jeder Beziehung zu erfüllen. Dabei soll und wird, wenn jeder Kamerad sein Bestes für die Sache daran setzt, ‚Der Bauarbeiter’ ein treuer Kampfgenossen sein. Der Geschäftsleiter.“[2] Die Zeitschrift wurde ab 1928 von der abgespaltenen Geschäftsleitung unter Robert Buth und Alexander Launer weitergeführt.

Standort: IISG-Amsterdam

Wert für Syndikalismusforschung: Grundsätzliches und berufsspezifisches, empfehlenswert!


 


[1] Nach Hans Manfred Bock: Bibliographischer Versuch zur Geschichte des Anarchismus und Anarcho-Syndikalismus in Deutschland.

[2] „Der Bauarbeiter“, Nr. 1/Januar 1925.

 

Aus: Helge Döhring: Die Presse der syndikalistischen Arbeiterbewegung in Deutschland 1918 bis 1933, Edition Syfo No.1 (2010), 2. Auflage 2012

   

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